Milliardenmarkt Rüstung: Lockheed und Co im Visier
Die USA müssen künftig auch beim Militär sparen. Doch die Investitionen in Rüstung werden weiter hoch bleiben – auch wenn sich die Schwerpunkte verschieben. Die Profiteure.
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von Tim Schäfer, €uro am Sonntag
In diesen Tagen pilgern in Washington die Bürger zum Kirschblütenfest. Die Hauptstadt feiert den Frühling. Die Wurzeln der Feier reichen ins Jahr 1912 zurück, als der Tokioter Bürgermeister seinem Washingtoner Amtskollegen 2.000 Kirschbäume schenkte. Doch so friedlich das Frühlingsfest nahe dem Capitol Hill erscheint, hinter den Kulissen herrscht höchste Alarmbereitschaft.
Im Weißen Haus muss Präsident Barack Obama an verschiedenen Fronten kämpfen. Mal geht es um Kampfeinsätze in Libyen, mal um den Einsatz der Streitkräfte im Irak und in Afghanistan, mal um den Haushaltsentwurf für das laufende Jahr, der vor der Verabschiedung steht. Wichtigster Posten ist das enorme Verteidigungsbudget. Beobachter rechnen mit einer Entscheidung in wenigen Tagen.
2010 umfasste der Verteidigungshaushalt die gigantische Summe von 680 Milliarden Dollar. Das ist nur unwesentlich weniger als die gesamten öffentlichen Ausgaben Deutschlands. Im laufenden Turnus dürfte das Basisbudget des US-Verteidigungsministeriums zwar ein paar Milliarden Dollar geringer ausfallen, unterm Strich wird sich aber wohl kaum etwas ändern.
Unter Druck steht seit Monaten Verteidigungsminister Robert Gates. Er muss die Vergabepraxis des Pentagons reformieren. Als korrupt und intransparent gilt dieser Prozess. Immer wieder kommen Skandale ans Tageslicht. Schon im Jahr 2009 hatte Obama ein Gesetz unterzeichnet, das im Pentagon mit seinen 147.000 Mitarbeitern für mehr Transparenz sorgen sollte. So müssen seitdem die voraussichtlichen Kosten besser abgeschätzt und Waffen vorab getestet werden, bevor die Produktion anfährt. Geholfen hat’s bislang wenig.
Die linksliberale „New York Times“ fragte kürzlich in einer Überschrift sarkastisch: „Was würden Sie mit 70 Milliarden Dollar extra machen?“ Hintergrund: Die Überwachungsinstanz des Kongresses, das Government Accountability Office, hatte sich Ende März darüber beklagt, dass die geplanten Ausgaben um 70 Milliarden Dollar überschritten worden seien.
Schuld soll auch der F-35-Kampfjet sein, eine Neuentwicklung unter Federführung der Rüstungsschmiede Lockheed Martin. Hier sollen 28 Milliarden Dollar mehr bezahlt worden sein als ursprünglich veranschlagt. Weitere Milliarden kamen zusammen, weil eine größere Anzahl minenresistenter Fahrzeuge und Zerstörer für die Marine geordert worden war als geplant.
Für den F-35 hat Verteidigungsminister Gates für das laufende Jahr abermals 11,4 Milliarden Dollar eingefordert. Bei dem Jet handelt es sich um den größten Entwicklungskostenblock 2011. Die britische Regierung und andere Länder leisten für das größte Rüstungsprojekt finanzielle Schützenhilfe.
Seit den Anschlägen vom 11. September ist das Verteidigungsbudget aus den Fugen geraten und hat sich mehr als verdoppelt. Die Folge: Aufgrund der enormen Ausgaben für Waffen, Antiterrormaßnahmen und weltweite Kriege fehlt für Schulen, Brücken, Straßen, Hochgeschwindigkeitszüge oder auch das Gesundheits- und Rentensystem immer mehr Geld. Jetzt muss Gates gegensteuern. Seit einigen Monaten nimmt er reihenweise Kostenpositionen unter die Lupe. Er sucht an vielen Stellen nach günstigeren Alternativen. Insgesamt hilft ihm, dass ab 2012 geringere Truppenzahlen im Irak zu erwarten sind. Andererseits belastet Libyen den Etat – und das Gefühl, dass ständig neue Krisenherde entstehen.
Falls das US-Verteidigungsbudget doch kräftig zusammengestutzt werden sollte, dürfte der Rotstift in erster Linie beim Personal angesetzt werden. Fast 1,5 Millionen aktive Soldaten beziehen Sold, weitere 1,1 Millionen Reservisten stehen Gewehr bei Fuß. Rund 700 Militärstützpunkte unterhält die Weltmacht im Ausland. Dass im großen Stil an der Ausrüstung gespart wird, ist dagegen unwahrscheinlich.
Innerhalb der amerikanischen Rüstungsindustrie sind die Hersteller von kleinen, flexiblen Einsatzgeräten derzeit im Vorteil. Denn aufgrund der wachsenden Zahl an Auslandseinsätzen muss die Armee immer häufiger mit kleineren Einheiten schnell eingreifen können. Schlechte Karten haben dagegen Hersteller schwerer Kampfpanzer, weil sich das Gerät nicht schnell genug transportieren lässt. Das erklärt auch, weshalb sich die Industrie sehr aggressiv auf kleine, gepanzerte Fahrzeuge konzentriert hat.
Zu den Profiteuren zählt der Helikopterbauer Sikorsky mit Sitz in Connecticut, eine Tochter des börsennotierten United-Technologies-Konzerns. Mit dem Black Hawk hat Sikorsky den erfolgreichsten Armeehubschrauber überhaupt gebaut, der sowohl als kleiner Truppentransporter als auch als Kampfmaschine dient. Eine wichtige Rolle für die Helikopter- und Airline-Industrie spielt der Mischkonzern Honeywell. Zum Portfolio des Zulieferers zählen Luftfahrtwetterplaner, Jetmotoren, Sensoren und Cockpit-Steuerungssysteme.
Doch Honeywell und Sikorsky sind keine Ausnahme. Viele Rüstungsfirmen verdienen blendend an den weltweiten Krisenherden. Die Kurse der großen Waffenschmieden befinden sich fast ohne Ausnahme im Höhenflug – und zwar auch auf lange Sicht. So stieg die Aktie von Lockheed Martin seit Mitte der 1970er-Jahre von rund einem Dollar auf über 80 Dollar. Der Kurs von General Dynamics schnellte von 50 Cent auf über 75 Dollar nach oben.
Trotz der beeindruckenden Kursrallys auf breiter Front sind die Bewertungen alles andere als ambitioniert. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis vieler Firmen bewegt sich zwischen zehn und zwölf, was äußerst moderat ist.
Hinzu kommt, dass die Anteilseigner mit einer schönen Dividende rechnen können. Die Bilanzen sind bärenstark. General Dynamics beispielsweise ist trotz enormer Entwicklungskosten frei von Schulden.
Und so schlimm es auch ist: An kriegerischen Auseinandersetzungen wie in Libyen verdienen die Rüstungsfirmen prächtig. So kosten beispielsweise die über eine Tonne schweren, vom US-amerikanischen Hersteller Raytheon produzierten Tomahawk-Raketen, die auf die libyschen Waffenarsenale Gaddafis abgefeuert wurden, 1,2 Millionen Dollar je Stück. Vor drei Wochen flogen allein an einem Morgen 110 dieser teuren Geschosse auf den Feind. In wenigen Tagen haben die USA somit Hunderte von Millionen Dollar verschossen.
Insofern dürfte eines sicher sein: Auch wenn im Schatten der Kirschbäume das Verteidigungsbudget etwas zusammengestrichen wird, der Rüstungsindustrie wird es wohl auch dauerhaft gut gehen.
Investor-Info
Lockheed Martin
Der Gigant
Drei Viertel des Umsatzes erzielt der größte Rüstungsdienstleister mit Aufträgen der Militärs. Zu den jüngsten Neuentwicklungen zählt der einsitzige Mehrzweckkampfjet F-35. 2011 soll der Riese 46,6 Milliarden Dollar umsetzen, der Gewinn vor Steuern wird auf 3,5 Milliarden geschätzt. Für 2012 werden 20 Prozent Gewinnwachstum erwartet. Gemessen daran ist die Aktie günstig. Die Dividendenrendite beträgt 3,7 Prozent.
General Dynamics
Der Alleskönner
Angst einflößend ist das Produktportfolio: Die Kunden können zwischen U-Booten, Kriegsschiffen und Militärflugzeugen wählen. Neben Boeing ist die Gruppe aus Virginia der wichtigste Hersteller von Lenkflugkörpern. Die Firma ist profitabler als Lockheed: Bei 33,8 Milliarden Dollar Umsatz werden 2011 vor Steuern 3,9 Milliarden Gewinn erwartet. 2012 sollen es 4,15 Milliarden sein. Analysten sehen im Schnitt 14 Prozent Kurspotenzial.
Honeywell
Das Konglomerat
Zum Portfolio des Mischkonzerns zählen kugelsichere Westen, Gasdetektoren und Sicherheitsanzüge für die Feuerwehr. Ein Geschäftsfeld sind Hightechteile für die Luftfahrtindustrie, auch für Kampfjets. Nach einer langjährigen Restrukturierungsphase stehen die Zeichen wieder auf Wachstum. Die Aktie hat zuletzt stark zugelegt, läuft nun aber in einen massiven Widerstand hinein. Kaufen, wenn die Marke bei 63 Dollar gefallen ist.
Rheinmetall
Der Leopard
Der Düsseldorfer Industrieriese, der über die Hälfte seines Geschäfts mit Rüstung macht (Leopard-2-Panzer), setzt nach dem Rekordjahr 2010 auf weiteres Wachstum. Der Umsatz soll um acht Prozent auf 4,3 Milliarden Euro wachsen. Der anvisierte Bruttogewinn von 330 bis 360 Millionen liegt allerdings unter den erwarteten 376 Millionen. Dennoch: mittelfristig sehr aussichtsreich.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Datum | Rating | Analyst | |
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17.12.2024 | Rheinmetall Buy | Deutsche Bank AG | |
16.12.2024 | Rheinmetall Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
12.12.2024 | Rheinmetall Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
04.12.2024 | Rheinmetall Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
25.11.2024 | Rheinmetall Neutral | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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17.12.2024 | Rheinmetall Buy | Deutsche Bank AG | |
16.12.2024 | Rheinmetall Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
12.12.2024 | Rheinmetall Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
04.12.2024 | Rheinmetall Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
21.11.2024 | Rheinmetall Kaufen | DZ BANK |
Datum | Rating | Analyst | |
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25.11.2024 | Rheinmetall Neutral | UBS AG | |
12.11.2024 | Rheinmetall Neutral | UBS AG | |
08.11.2024 | Rheinmetall Hold | Deutsche Bank AG | |
07.11.2024 | Rheinmetall Neutral | UBS AG | |
18.10.2024 | Rheinmetall Hold | Deutsche Bank AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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14.06.2019 | Rheinmetall Reduce | Oddo BHF | |
25.01.2017 | Rheinmetall Sell | Deutsche Bank AG | |
06.11.2015 | Rheinmetall Sell | S&P Capital IQ | |
12.08.2015 | Rheinmetall Sell | S&P Capital IQ | |
01.06.2015 | Rheinmetall verkaufen | Credit Suisse Group |
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